Ums Eck …

… einfach noch mal abends kurz das Hotelzimmer verlassen, durch den Frühlingsregen in die nahe Bar ums Eck rennen, einen Mini-Tisch in der Fensternische ergattern, ein Glas Wein bestellen, ein plateau de charcuterie noch hinterher, einfach aus der Lust heraus, ein weiteres Glas Wein. Die Fußgänger auf der Rue Bonaparte beobachten, den Regen, die Autos. Reden, Pläne für den nächsten Tag machen.

2022 wieder?

28. Oktober 2020 – was vom Tage übrig bleibt …

Machen wir!

You are the answer!

Lebensreiseziele

Ich glaube, jede*r hat Lebensreiseziele. Diese ändern sich manchmal und werden zu Teillebensreisezielen.

Bei mir waren das in den Zwanzigern der Südwesten der USA mit seinen Nationalparks, Rom (und alle, wirkliche alle alten Steine der Römer – die neun Jahre Latein haben Spuren hinterlassen), Athen (die Griechen kamen ja auch immer wieder im Lateinunterricht vor), Ägypten und seine Altertümer, Machu Picchu und Petra in Jordanien. Vor allem Petra in Jordanien. Ich habe das gerade noch einmal recherchiert. Ich erinnerte mich an irgendeine Schweizer Spielshow mit Bernhard Russi (den kennen die Älteren noch als Skifahrer), die meinen Wunsch nach Petra formte. Und ja, meine Erinnerung trügt mich nicht, es gab den Rätselflug im deutschen und Schweizer Fernsehen. Daß Günter Jauch dabei war, hatte ich verdrängt.
In den Zwanzigern war ich zwei Wochen in Rom und schaute wahrscheinlich wirklich alles sehenswerte an. Es war toll. Und ich war danach immer wieder in Rom. Rom war eine Zeit lang meine Lieblingsstadt, wurde aber später durch Paris abgelöst. Auch auf der Akropolis stand ich in meinen zwanziger Jahren. Der Südwesten der USA wurde auf einen späteren Zeitraum verschoben – ich wollte genügend Geld haben, um wirklich „alles“ zu sehen. Auch der Rest blieb auf der Liste.

In meinen Dreißigern kam New York hinzu, aber auch die Sorrentinische Halbinsel, die Bretagne und der Nord-Osten der USA. Erfüllt wurde die Bretagne, der Rest blieb. Ich arbeitete viel und war für ruhige, unaufgeregte Urlaube dankbar.

In den Vierzigern schafften wir es für 3 ½ wunderbare Wochen in den Südwesten der USA. „Alles“ gesehen. Ein toller Urlaub. Und wir waren zweimal in New York, jeweils zwei Wochen mit Ausflügen nach Washington und Philadelphia. Was wir nicht machen konnten, weil der Flughafen von München zwei Stunden vor Abflug geschlossen wurde: drei Wochen Nord-Osten der USA. Der Eyjafjallajökull war ausgebrochen. 2010 war das. Aber die Sorrentinische Halbinsel konnten wir bereisen. Mit dem Autoreisezug (den wir sehr vermissen) ging es über Nacht von München nach Neapel.

Ägypten und seine Altertümer, Petra in Jordanien sowie der Nord-Osten der USA nahm ich mit in die Fünfziger. Denn die politische Situation im Nahen Osten und in Ägypten ließen für mich keinen Urlaub dort zu. Und Machu Picchu strich ich aus mir unklaren Gründen von der Liste. Auch die Malediven kann ich mir nicht mehr so recht vorstellen. Zu viel Sonne, zu wenig Auslauf.
Und jetzt bin ich in den 50ern. Wir haben Pandemie-Zeiten. Alle Reiseziele auf meiner Liste sind im Moment für mich nicht erreichbar. Wie es wohl weitergeht?

21./22. Januar 2020 – was vom Tage übrig bleibt …

Am Dienstag …

… ein Vormittag am Schreibtisch und ein Nachmittag beim Lieblingskunden, bei dem auch nach dem schwierigen Gespräch wieder klar ist, warum er mein Lieblingskunde ist. Wertschätzend, ernst nehmend, klärend. Erleichtert nach Hause gegangen und ein Gläschen Wein getrunken. Auf P gewartet, der mit Freunden bei einer Käseverkostung war.

Am Mittwoch …

… ins Chiemgau gefahren, viel gearbeitet, im Zug und auf Bahnsteigen gefroren. Das Sprunggelenk mag noch keine Kälte, schmerzte arg und „klemmte“. Abends die Mailbox abgehört und die wichtigsten Themen bearbeitet. Eine Lammsauce aus dem Gefrierschrank geholt und dazu Pasta gekocht.

Die letzten zwei Wochen – was vom Urlaub übrig bleibt …

… am Freitag vor dem Urlaub entspannt wie noch nie gepackt, rechtzeitig fertig gewesen und sogar noch gelesen. Warum ist das (trotz Planung) nicht immer so?

… auf einer vollen Autobahn morgens um 5.30 Uhr in den Urlaub gestartet. Wann ist die A8 eigentlich mal nicht voll? (Und ja, wir waren Teil dieses „voll“.)

… zwei Nächte im Hotel Schloß Paschbach in Eppan übernachtet, da unsere Ferienwohnung erst ab Montag frei war. Ein wunderbares Haus, unser Zimmer groß und angenehm eingerichtet – hier hat jemand ein Auge für Details und Stil.

… am Montag dann in die Ferienwohnung umgezogen. Alles bestens. Unglaublich ruhig, für eine Ferienwohnung überraschend gute Betten. Jede Nacht mindestens acht Stunden geschlafen, manchmal auch elf. Erholung. In der letzten Nacht dann fünf Stunden. Der Alltag kommt mit mächtigen Schritten.

… so gut wie jeden Tag bis in den frühen Nachmittag unterwegs gewesen, den Nachmittag und Abend mit Internet, Lesen, Hörbüchern und Stricken verbracht. Kein Netflix, außer den Nachrichten kein Fernsehen.

… Stimmt gar nicht. Gestern Abend das Damen-Endspiel der US Open.

… die „Sixtinische Kapelle der Alpen“ auf Hocheppan besichtigt, ebenso Sigmundskron mit dem Messner Mountain Museum, zu den Eislöchern gewandert und Richtung Überetscher Hütte. Und auch sonst noch einige Wanderungen und Spaziergänge.

… in der Therme Meran gebadet, einen Tag in Verona verbracht, mal wieder in der Rose (ein Michelin-Stern) gegessen, einige Pizzen verdrückt.

… unglaublich viel für zuhause eingekauft – Artischocken, Mayonnaise, Kapern, Oliven, 96% Alkohol, Polenta, Mehl, Grieß, Grappa, Olivenöl, Essig, Wein, Reis, Schüttelbrot, Salami, Speck, Käse, Äpfel, Süßwein, Apfelsaft …

… vorausschauend – weil die nächsten Wochen hektisch werden – Geschenke für einen Kindergeburtstag und für eine Silberhochzeit besorgt, ebenso Geburtstagskarten und Verpackung.

… den Einheimischen beim Musik machen, feiern und Eishockey spielen zugeschaut. Mit ihnen über „alte Zeiten“ und neue Lokale gesprochen.

… schon nach einer von zwei Wochen sehr entspannt gewesen.

Was am Tag nach dem Wahlabend übrig bleibt …

ich zitiere Vanessa und stimme ihr uneingeschränkt zu:

„… Ich habe es satt, dass wir so verständnisvoll sind. Dass wir hinterfragen und ergründen, sachlich und emotional, von vorne und von hinten und von der Seite, mit schräg gelegtem Kopf und interessiert vorgebeugt, warum die Menschen AfD wählen. Wir sollten damit aufhören. Nazis wählen Nazis, weil sie Nazis sind. Weil sie verdammte Rassisten sind. Weil sie es wollen. Weil sie ausgrenzen, weil sie vereinfachen, weil sie Modernisierung, Aufklärung und Komplexität ablehnen, weil sie hassen. Weil sie Täter sind und nicht, weil sie Opfer sind.

Es gibt keine tolerierbare Begründung, Nazi zu sein. Ich will keine Rechtfertigung mehr hören, warum jemand AfD wählt. Egal, wie enttäuscht und frustriert er ist, wie sozial ungerecht unsere Gesellschaft bisweilen daherkommt und egal, was den Eltern während der Wiedervereinigung geschehen ist. Es gibt kein Argument und keine Gefühlslage, die es rechtfertigen, ein nationalistisches, rassistisches Arschloch zu sein.

Wir, die Mehrheit, müssen diesen Leuten sagen und zeigen, dass wir das nicht akzeptieren – und dass wir Auseinandersetzung und Offenheit erwarten. Wir müssen gestalten: soziale Zukunft, Umweltschutz, gesellschaftliche Strukturen. Entwicklung der Infrastruktur und der Bildung. …“

… und die Medien müssen endlich anfangen, in Interviews die AfD hart zu hinterfragen. Gestern fand das in den Interviews, die ich sah, nicht statt. Inzwischen wissen wir doch, was die AfD immer wiederkäut. Es ist immer die gleiche Schallplatte. Können die Journalisten nicht damit umgehen, sind sie nicht geschult, wollen sie nicht?

11. Juli 2019 – was vom Tage übrig bleibt …

… verschiedene Münchner Stadtbetriebe sind jetzt unter einem Login, dem M-Login, zu finden. Auch die MVV hat mich dazu aufgefordert, einen Wechsel vorzunehmen. Das habe ich gemacht. Jetzt benötigte ich Rechnungen für die Handytickets Juni. Mit dem alten Login kann ich mich beim MVV nicht mehr anmelden. Der neue Login funktioniert wunderbar, nur finde ich meine Tickets/Rechnungen nicht. Anruf bei der Hotline von M-Login. Der werte Mann wußte NICHTS. Er bat mich bei Google nach der Internetadresse der Webseite zu suchen. Really? Die ist login.muenchen.de. Das konnte ICH ihm ohne Google erzählen. Er verwies mich an die Hotline der MVV, die natürlich um 17.01 Uhr nicht mehr erreichbar war. Einen Twitter-Service hat der MVV nicht, die Hilfe-Seiten taten nicht, was sie sollten und Google half nicht weiter. Das Kontaktformular benutzt. Ich werde berichten.

… gestern zog ein Unwetter durch Milano Marittima, ein Ort an der italienischen Adria, den wir sehr mögen, in dem wir unzählige Male im Urlaub waren und wo wir Freunde haben. Ich tauschte einige Mails aus, alle sind wohlauf. Der Schrecken steckt aber in den Gliedern. 200 alte Pinien wurden entwurzelt. Scheinbar war ein kleiner Tornado Teil des Unwetters, der eine Schneise der Verwüstung schlug.

… „… wir freuen uns, dass Sie sich auch in diesem Jahr wieder an unserem Projekt Mückenatlas beteiligen und bedanken uns herzlich für die Zusendung Ihres Fanges vom 26.06.2019. Sie haben uns ein Stechmücken-Weibchen der Art Aedes geniculatus eingeschickt. Die Entwicklungsstadien von Aedes geniculatus (Eier, Larven, Puppen) sind in allen natürlichen Wasseransammlungen in Bäumen, d.h. sogenannten Baumhöhlen, zu finden. Gerade sie zählen zu den aggressiven Stechern und treten über die gesamte Saison auf. Wir würden uns freuen, wenn Sie unsere Forschung weiterhin mit Ihren Fängen unterstützen und vielleicht Verwandte und Freunde motivieren, dies auch zu tun. Wir freuen uns über jede Stechmücke, denn für uns ist jeder Nachweis wertvoll!“
Was ich hiermit mache. Schickt Eure Mücken an Mückenatlas (Leibniz-Zentrum), um sie bestimmen zu lassen und die Verbreitung zu kartographieren. Im Anschluß erhaltet Ihr auch so eine Mail mit Einzelheiten zu „Eurer Mücke“.

5. Juli 2019 – „wmdedgt“

Heute ist „was machst du eigentlich den ganzen Tag“ – Tag, näheres hier – deshalb alles etwas ausführlicher:

Der Wecker klingelt 10 Minuten früher, ich will mir noch Brotzeit machen, denn ich werde den ganzen Tag unterwegs sein. Eine große Kanne entkoffeinierten Tee, belegte Brote, Kekse, nebst Hut, Tuch, Kopfhörer und Arbeitsmaterialien wandern in meinen HackenPorsche. Außerdem noch Erdbeermarmelade für den Kunden – manche Leute nehmen für einen Urlaub weniger mit als ich für einen Tagesausflug zum Kunden ins Alpenvorland. Bad, dann Frühstück mit dem Mann, anziehen (ordentlich, aber nicht zu fein, da Bauernhof), dann zum Bus, der mich zu S-Bahn bringt, die mich zum Ostbahnhof fährt. Eine Stunde mit dem Meridian Richtung Salzburg. Was könnte ich mich aufregen, dass es auf dieser Strecke, viel befahren, kein stabiles Netz gibt. Ich versuche es immer wieder. Aber eigentlich macht es keinen Sinn. Ich habe ein Hörbuch auf den Ohren, spiele offline und genieße die Landschaft. Notbremsung kurz hinter Rosenheim, direkt auf der Inn-Brücke, wenigstens schöner Ausblick.

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Ich informiere den Kunden, dass es später wird. Mit 15 Minuten Verspätung trudele ich ein. Der Kunde wartet schon mit dem Auto, wir fahren zu seinem Hof. Wir tauschen uns aus über die neuesten Neuigkeiten bei ihm und bei mir, machen, bevor ich überhaupt anfange, den Folgetermin aus und dann geht’s los. Es ist viel zu tun.

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Schreibtischblick

7 Stunden später bin ich durch. Aber der nächste Zug fährt erst 1 Stunde später. Wir machen einen Hofrundgang, ich begrüße Schafe, Ziegen, Esel, Hühner und Gänse, bedaure die schlechte Kartoffelernte, ernte Tomaten, die der Kunde extra für mich an gebaut hat, bekomme noch Radieserl, Zucchini, Zuckerschoten, Gurken.

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Außerdem Erdbeermarmelade zum Vergleich. 2 Liter 96 % Alkohol wandern ebenfalls in mein Wägelchen, damit ich dem Kunden Limoncello ansetzen kann, den er so gerne mag. Schließlich fährt er mich zum Bahnhof, wo ich ein bisschen in der Sonne sitze und auf den Zug warte, der dann nur für mich hält.  Überraschenderweise ist der Zug recht leer, ich teile mir mit einem jungen Mann einen Viererplatz, rufe von unterwegs P an, dass er mich von der S-Bahn Station abholt, der Wagen ist schwer und mein Arm langsam müde nach dem langen Tag.

Am Ostbahnhof bestelle ich das dritte Mal in meinem Leben eine Pizza, dieses Mal über die Deliveroo-Webseite, und komme mir dabei ganz verwegen vor. Wir haben es nicht mit Lieferdiensten. Und die Pizzen, die wir während meines Armbruchs bestellt haben, waren nicht essbar. Dieses Mal probiere ich Pepenero aus. Hochbewertet.

P holt mich in Dagelfing ab, wir spazieren nach Haus und tauschen Arbeitsneuigkeiten aus. Zu Hause erst mal die Stützstrümpfe runter, die Beine hoch, P bringt mir einen alkoholfreien Ruß und 20 Minuten später ist auch die Pizza da. Auf jeden Fall mit großem Abstand die beste gelieferte Pizza. Das kann man gerne wiederholen.

Wir reden, schauen Nachrichten und um 21:45 Uhr völlig erschlagen im Bett. Ich lese nicht mehr, was selten vorkommt.